Preise

Paula Kreutzmann

ZWEI ÄRZT*INNEN IM KAMPF GEGEN DEN PARAGRAPHEN 218. ANTISEMITISMUS UND ANTIFEMINISMUS IN DEBATTEN UM SCHWANGERSCHAFTS-ABBRÜCHE 1931. PAULA KREUTZMANN GEWINNT DEN MATTHIAS-ERZBERGER-PREIS FÜR DIE BESTE BACHELORARBEIT.

Paula Kreutzmann wurde für ihre Bachelorarbeit im Lehr- und Forschungsbebiet Liliana Ruth Feiersteins mit dem Matthias-Erzberger-Preis 2022 ausgezeichnet. 

Bachelorarbeit an der Humboldt-Universität zu Berlin, betreut von Prof. Dr. Liliana Ruth Feierstein und PD Dr. Bettina Bock von Wülfingen

Aus der Laudatio der Jury:

In ihrer exzellenten Bachelorarbeit geht Paula Kreutzmann weit über den erwartbaren Anspruch einer üblichen „undergraduate“-Arbeit hinaus. So ist bereits die Zielstellung, die Klärung der abstrakten Frage, ob sich ein ideologischer Zusammenhang zwischen Antifeminismus und Antisemitismus diagnostizieren lässt, höchst anspruchsvoll und schwerlich auf 40 Seiten zu beantworten. Doch die Autorin beweist hierbei herausragendes Geschick im Verdichten dieser abstrakten Problematik auf einen einzelnen Kristallisationspunkt, der wiederum geeignet ist, allgemeinere analytische Schlüsse zu ziehen. Konkret greift Frau Kreutzmann zwei Gerichtsfälle aus der Spätphase der Weimarer Republik auf, um das potentielle ideologische Zusammenspiel von Antisemitismus und Antifeminismus direkt greifbar zu machen. Anhand der Verhaftung und Anklage der Ärztin Else Kienle und des Arztes Friedrich Wolf im Jahr 1931 wegen Verstoßes gegen den § 218 RStGB untersucht sie die Rezeption der Fälle durch verschiedene Zeitungen auf das Erscheinen und potentielle Verbindungen beider Motive.

 Hierbei gelingt es der Autorin überzeugend nachzuweisen, dass in der nationalsozialistischen, aber in Teilen auch konservativen Presse eine klare Verknüpfung antisemitischer und antifeministischer Ressentiments bspw. über Ritualmordmotive oder einen vermeintlich gezielt lancierten „Sittenverfall“ durch die Sexualreform stattfindet. Auffällig hierbei, so die Autorin, ist aber auch, dass der konkrete rechtliche Vorwurf des Verstoßes gegen den § 218 in der NS-Presse in den Hintergrund tritt und als bloßer Aufhänger zur Verbreitung allgemeinerer antisemitischer Stereotype und nationalsozialistischer Propaganda genutzt wird.

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Chronica Israelita

„Wege jüdischer Wanderung: >Das zweite transportable Vaterland< des Publizisten Alfred Hirschberg in Brasilien“ - Kristin Kaufmann (M.A.) gewinnt den Humboldt-Preis 2020

Kristin Kaufmann wurde für ihre Masterarbeit im Lehr- und Forschungsgebiet Liliana Ruth Feiersteins mit dem Humboldt-Preis 2020 ausgezeichnet.

Alfred Hirschberg (1901-1971) verschrieb sein Leben, im wörtlichen Sinne, der Schrift, dem Schreiben für jüdische Interessen und der Erinnerung an die jüdische Geschichte. Über ein halbes Jahrhundert widmete er sich der jüdischen Arbeit und wirkte als Journalist, Publizist und Herausgeber in Europa und Lateinamerika. Die Masterarbeit rekonstruiert Hirschbergs Biografie und befasst sich mit seinem reichhaltigen Nachlass, welcher nicht nur eine individuelle jüdische Erfahrung, sondern auch deutsch-jüdische Geschichte bezeugt, widerspiegelt und dokumentiert, die durch die Barbarei des Nazismus gewaltsam einen Abbruch fand. Diese Geschichte verlängerte sich jedoch in der Diaspora in Lateinamerika und die Zeiterfahrungen manifestierten sich in einem geistigen und kulturellen Erbe aus Deutschland. Die Arbeit leistet damit einen Forschungsbeitrag zur transkulturellen Geschichte des Judentums und ermöglicht Erkenntnisse zur Transformation diasporischer Kondition jüdischer Existenz in der Moderne.