Bücher als Raubgut
Prof. Dr. Liliana Ruth Feierstein, in Kooperation mit Dr. Regine Dehnel (Staatsbibliothek zu Berlin, Abt. Handschriften u. Historische Drucke, Referentin für Provenienzforschung), unterstützt von Provenienzforscherinnen und -forschern weiterer Bibliotheken
MA-Projektseminar mit obligatorischem Colloquium (Link zu Agnes: Seminar und Colloquium)
Der Verlust der jüdischen Bücher durch die Plünderungen der Nazis ist irreparabel. Schätzungen zufolge hat sich die Nazi-Maschinerie zwischen drei und vier Millionen jüdischer Bücher bemächtigt, von denen nur ein Teil geborgen werden konnte.
Befördert durch die Washingtoner Konferenz (Dez. 1998) begann in den Jahren 1999/2000 eine (erneute) Spurensuche deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare, um diese Exemplare zu finden und zu restituieren. Die Provenienzforschung ist inzwischen in vielen Bibliotheken etabliert; die Materialität der wiedergefundenen Bücher trägt auch Informationen über ihre Besitzer und über jüdisches Leben im Europa vor der Shoah (Stempel, Ex-Libris, Markierungen, Widmungen, Annotationen, Unterstreichungen, etc.). Continue reading „Bücher als Raubgut“
Einführung in die Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts
PD Dr. Lutz Fiedler (Gastprofessur 2024/25)
BA-/MA-Seminar (Link zu Agnes)
Im Seminar soll ein erster, einführender Überblick über die Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts gegeben werden. Ausgehend von ereignisgeschichtlichen Einschnitten – u.a. den Ausschreitungen des Jahres 1929, dem ersten Israelisch-Arabischen Krieg 1948, der Suezkrise 1956 und dem Sechstagekrieg 1967 und den folgenden Auseinandersetzungen – sollen zugleich unterschiedliche Deutungen und Perspektiven auf den Gegensatz thematisiert und kontextualisiert werden. Werden dabei einerseits unterschiedliche Zuschreibungen des Konflikts als religiösem, nationalen oder gar kolonialen Gegensatz auf ihre jeweiligen Motive, Argumentationen und Deutungshorizonte befragt, sollen andererseits verschiedene Vermittlungs-, Lösungs- und Friedensinitiativen diskutiert werden, die immer wieder Bestandteil des andauernden Jahrhundertkonflikts waren.
Einführung in die Geschichte der jüdischen Nationalbewegung
PD Dr. Lutz Fiedler (Gastprofessur 2024/25)
BA-/MA-Seminar (Link zu Agnes)
Das Wort vom Zionismus ist in der Gegenwart erneut zu einem umkämpften Begriff geworden. Jenseits politischer Aufladungen und Grabenkämpfe soll im Seminar die zionistische Idee und ihr Ort in der jüdischen Moderne aus historischer, ideen- und kulturgeschichtlicher Perspektive nachvollzogen werden. Auf dieser Grundlage kann die Entstehung der zionistischen Bewegungen erstens im Spiegel jüdisch-diasporischer Geschichtserfahrungen in der Moderne – der Erfahrung als nationale Minderheit ebenso wie die Konfrontation mit dem modernen Antisemitismus – als Versuch jüdischer „Autoemanzipation“ (Leon Pinsker) rekonstruiert werden. Zweitens wird die zionistische Idee einer Territorialisierung der diasporischen Judenheiten mit anderen Formen jüdischer Nationalverständnisse und jüdischer Politik in der Diaspora – etwa der sogenannten „Gegenwartsarbeit“– konfrontiert. Continue reading „Einführung in die Geschichte der jüdischen Nationalbewegung“
Jüdische Remigration in die DDR. Zwischen sozialistischer Utopie und politischer Enttäuschung
PD Dr. Lutz Fiedler (Gastprofessur 2024/25)
BA-/MA-Seminar (Link zu Agnes)
Die Geschichte von Jüdinnen und Juden in der DDR ist in den letzten Jahren auf vielfältiges Interesse gestoßen. Im Rahmen des Seminars wollen wir uns dem Thema insbesondere aus der Perspektive von prominenten wie weniger bekannten jüdischen RückkehrerInnen annähern. Gerade nach der Katastrophe des Holocaust wirft die Betrachtung der verschiedenen Lebenswege ostdeutscher Jüdinnen und Juden schließlich zahlreiche Fragen auf: Was hat sie nach der Katastrophe des Holocaust zur Rückkehr in die DDR bewogen? Welche Hoffnungen und Erwartungen waren mit dem neuen Gemeinwesen verbunden? Und in welchem Maße entsprach die Rückkehr zugleich der Einwanderung in eine sozialistische Utopie, die als Reaktion auf die Gräuel der Vergangenheit Zukunft und Halt versprach? Continue reading „Jüdische Remigration in die DDR. Zwischen sozialistischer Utopie und politischer Enttäuschung“
Jüdische Geschichtserfahrungen und jüdische Politik. Ein Lektürekurs zu Hannah Arendt
PD Dr. Lutz Fiedler (Gastprofessur 2024/25)
BA-/MA-Seminar (Link zu Agnes)
Erfreute sich das Werk Hannah Arendts bereits zu ihren Lebzeiten eines außerordentlichen Interesses und war Gegenstand zahlreicher Debatten, entfalten ihre Texte noch in der Gegenwart Erkenntnis und sind inspirierend für Kulturwissenschaft, Philosophie, Geschichtswissenschaft und Jüdische Studien. Im Rahmen des Seminars werden wir – immer auch mit Blick auf Arendts eigene Biographie – ausgewählte Schriften der deutsch-jüdischen Gelehrten lesen und uns dabei in Zusammenhänge von jüdischer und allgemeiner Geschichte vertiefen. Bietet das Seminar damit einerseits einen Einstieg in Arendts klassische Texte wie „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ (1951), „Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen“ (1963) oder ihre posthum zusammengestellten jüdischen Schriften („Wir Juden. Schriften 1932–1966“) wird dadurch andererseits ein erster Überblick über Grundkonstellation jüdischer Geschichte in der Moderne gegeben: von der Geschichte der Emanzipation und der sie begleitenden Konfrontation mit Judenfeindschaft und modernem Antisemitismus bis zur Minderheitenfrage der Zwischenkriegszeit und der Vorgeschichte des israelisch-arabischen Konflikts. Continue reading „Jüdische Geschichtserfahrungen und jüdische Politik. Ein Lektürekurs zu Hannah Arendt“
Antisemitismus und Geschlecht: Perspektiven und Leerstellen in der Geschlechterforschung
Der 7. Oktober 2023 ist eine Zäsur. Es ist das schlimmste Massaker an Jüd:innen nach 1945 und eines der schwersten Verbrechen sexueller Gewalt in der Gegenwart. Darauf folgte ein erstaunliches Schweigen in feministischen Kontexten. Woran liegt das? Wieso wurden die Taten der Terrororganisation Hamas in feministischen und queeren Kreisen bisher eher marginal thematisiert oder z.T. gar verharmlost, legitimiert oder geleugnet? Ausgehend von diesen politischen Ereignissen lenkt das Seminar den Blick auf historische und theoretische Ansätze zu Antisemitismus und Geschlecht in der Geschlechterforschung. Der Blick in diese (Wissens)Geschichte zeigt, dass es eine lange Tradition der Befassung mit Antisemitismus und Geschlecht gibt, die maßgeblich zur herrschafts- und rassismuskritischen Analyse von geschlechtsspezifischen Stereotypen, Feindbildern und Ausgrenzungsmechanismen beigetragen hat. Continue reading „Antisemitismus und Geschlecht: Perspektiven und Leerstellen in der Geschlechterforschung“
Mit Walter Benjamin auf Spurensuche: Was ist (jüdische) Geschichtsschreibung?
Katrin Schuster (M.A.)
„Ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt“ – eine mit Pinselstrichen aus Tusche gezeichnete, aquarellierte, geometrisch geformte Gestalt mit großem Kopf und ausgestaltetem Gesicht, mit Locken, die an Schriftrollen erinnern – steht im Zentrum von Walter Benjamins postum erschienenen Thesen Über den Begriff der Geschichte (1940). Das Seminar nimmt die gemeinsame Lektüre dieser Reflexionen als geschichtsphilosophischen Ausgangspunkt einer Spurensuche: Mit ihrer Hilfe werden wir verschiedene Konzepte, Begriffe und (multimediale) Formen vor allem jüdischer Geschichtsschreibung des 20. und 21. Jahrhunderts kennenlernen – und Gemeinsamkeiten und Unterschiede analysieren. Neben der Lektüre sowie Diskussion von Audio- und Filmmaterial wird es (voraussichtlich im Januar) auch eine Exkursion geben.
Forschungskolloquium für Examenskandidat*innen
Prof. Dr. Liliana Ruth Feierstein, PD Dr. Lutz Fiedler
Das Kolloquium ist offen für alle, die ihre BA- oder MA-Arbeit diskutieren möchten. Die Teilnahme ist nur nach einer verbindlichen Anmeldung bei tizian.raschpichler@hu-berlin.de möglich.