Einführung in die Geschichte der jüdischen Nationalbewegung

PD Dr. Lutz Fiedler (Gastprofessur 2024/25)

BA-/MA-Seminar (Link zu Agnes)

Das Wort vom Zionismus ist in der Gegenwart erneut zu einem umkämpften Begriff geworden. Jenseits politischer Aufladungen und Grabenkämpfe soll im Seminar die zionistische Idee und ihr Ort in der jüdischen Moderne aus historischer, ideen- und kulturgeschichtlicher Perspektive nachvollzogen werden. Auf dieser Grundlage kann die Entstehung der zionistischen Bewegungen erstens im Spiegel jüdisch-diasporischer Geschichtserfahrungen in der Moderne – der Erfahrung als nationale Minderheit ebenso wie die Konfrontation mit dem modernen Antisemitismus – als Versuch jüdischer „Autoemanzipation“ (Leon Pinsker) rekonstruiert werden. Zweitens wird die zionistische Idee einer Territorialisierung der diasporischen Judenheiten mit anderen Formen jüdischer Nationalverständnisse und jüdischer Politik in der Diaspora – etwa der sogenannten „Gegenwartsarbeit“– konfrontiert. Den Schwerpunkt des Seminars bilden drittens die unterschiedlichen Strömungen (Kulturzionismus, Arbeiterzionismus, revisionistischer Zionismus u.a.) und Protagonisten (Theodor Herzl, Ahad Ha’am, David Ben Gurion, Wladimir Zeev Jabotinsky u.a.) der zionistischen Bewegung, wobei insbesondere die Palästinapolitik und die Positionierung gegenüber der vorgefundenen arabischen Bevölkerung vor Ort befragt werden. Angesichts des Holocaust, der Vernichtung der europäischen Judenheiten, steht am Ende des Seminars zuletzt die Frage danach, inwiefern sich die Entstehung des Staates Israel – wenngleich Ziel der zionistischen Bewegung – überhaupt in deren teleologisches Selbstverständnis eingefügt hat.