Es gibt ein Land, das auf keiner Weltkarte verzeichnet ist, ein verkanntes und fremdes Land, von einem unglaublichen, fast irrealem Ausmaß, mit ständig wechselnden Grenzen, die alle Kontinente überschreiten und alle Meere umspülen – Jiddischland.
Wie viele sind es, die sich dieser Sprache zugehörig fühlen, von New York bis nach Moskau, von Buenos Aires bis nach Warschau, von Jerusalem bis nach Paris, bis nach Melbourne und bis nach Johannesburg? Millionen! Chajm Sloves (1913)
Entgegen dem national-räumlichen Denken beleuchtet das Forschungsprojekt „das andere Europa“, das in den „Exilen“ überlebt und mit ihnen entscheidende Teile der europäischen Kultur vor dem Totalitarismus gerettet hat.
Es beschäftigt sich mit Konzeption der Grenze in den verschiedenen Fächern bzw. Kulturen, mit einer kritische Beleuchtung des „spatial turn“ sowie ihre Anwendung auf die geographischen Diskurse („mapping“, „spaces of terror“, etc.). Dies erlaubt es, Europa als Kultur(en) in der Zeit und nicht- oder nicht nur in geographischer Perspektive zu erblicken.
Schwerpunkte der Forschung sind das Judentum, im Sinne einer non-national nation (Arendt), das eine Kultur ohne Land über tausend Jahre am Leben erhalten hat (mit Heine gesprochen, das im Buch ein „portatives Vaterland“ fand). Ähnlich wie die Juden haben auch Sinti und Roma in Europa eine transkulturelle Geschichte, die die Ideologien der Nationalstaaten ins Wanken bringt. Als Verkörperung des „Kosmopolitismus“ sind beide Völker verfolgt und ermordet worden. Aus diesem Grund thematisiert dieses Forschungprojekt auch beide Gruppen in Verbindung miteinander.