Wo kommen kritische Theorie, argentinischer Weizen und die jüdische Geschichte Lateinamerikas zusammen? 1923 entsteht in Frankfurt a.M. das Institut für Sozialforschung als die erste universitäre Heimat marxistischer Theorie in Deutschland – unter anderem bezahlt aus dem Vermögen, das Hermann Weil im argentinischen Getreidehandel verdient hat. Berühmt wurde es als Wiege der Frankfurter Schule, seine Wurzeln in der südlichen Hemisphäre verkümmerten dabei allerdings zu einer Fußnote.
Das Forschungsprojekt zu Felix Weil nutzt die Biografie des deutsch-jüdischen Argentiniers und US-Amerikaners als Medium, um Fragen des Transfers – von Wissen, Geld, Erfahrung – zwischen Europa und Südamerika zu untersuchen. Durch besonderes Augenmerk auf jene Fußnote, die allein erst den Zusammenhang von transnationaler Verflechtung, jüdischer Biografie und Theorieproduktion zu verraten vermag, soll ein neuer Blick auf die Kritische Theorie und ihre Entstehungsgeschichte geworfen werden.