LV Wintersemester 2022/2023

(Mit) Freud lesen

PD Dr. Lena Kugler 

BA-Seminar (Link zu Agnes) 

Schon in seinen gemeinsam mit Josef Breuer 1895 veröffentlichten Studien zur Hysterie hält Sigmund Freud in einer eleganten Geste des Erstaunens fest, dass sich seine Krankengeschichten wie Novellen lesen. Wie aber, so lautet die grundlegende Frage des Seminars, las Freud – und zwar nicht nur Krankengeschichten und Novellen, sondern auch Bilder, Fehlleistungen, Handbewegungen, Witze und insbesondere Träume? Um diese Freud’schen Lektüren, deren Nähe zum detektivischen Indizienlesen schon Carlo Ginzburg betonte, soll es im Seminar in doppelter Hinsicht gehen: Wir lesen Texte von Freud, in denen er liest, lesen mit ihm (mitunter womöglich auch mit Freud gegen Freud), indem wir lesen, was und insbesondere wie er liest – und kommen so, zumindest im besten Fall, der Geschichte und Theorie sowohl der Psychoanalyse als auch der Kulturtechnik des Lesens auf die Spur.

Plant Studies. Theoriegeschichte – Konzepte – Schreibweisen

PD Dr. Lena Kugler

BA-Projektseminar und Colloquium (Link zu Agnes)

Im Anschluss an den animal turn (und in gleichzeitiger Anlehnung und Abgrenzung zu ihm) wird neuerdings der plant turn ausgerufen, der Pflanzen als wirkmächtige Mitspieler:innen einer gerade mit ihnen entstehenden NaturKultur in den Blick nimmt. Das Projektseminar, das vor diesem Hintergrund die Möglichkeiten einer spezifisch kulturwissenschaftlichen Pflanzenforschung ausloten will, ist zweigeteilt. Im Colloquiumsteil wird es um die Theoriegeschichte, die verschiedenen Konzepte und die unterschiedlichen Medien und Schreibweisen der (im deutschsprachigen Bereich sich allererst etablierenden) plant studies gehen. Im Praxisteil – in dem es auch Raum für Exkursionen, Filmsichtungen und erste Präsentationen geben wird – steht die Erarbeitung eines eigenen Forschungsprojektes im Zentrum, das am Ende des Seminars in einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung präsentiert wird.

Zion’s Fiction

PD Dr. Lena Kugler

MA-Seminar und Übung (Link zu Agnes) 

Mel Brooks History of the World, Part I – bereits kurz nach seinem Erscheinen zum schlechtesten Film des Jahres 1981 nominiert – endet mit einer kurzen Trailer-Vorschau des nie geplanten zweiten Teils, in der neben einem Wikingerbegräbnis und einem eislaufenden Adolf Hitler auch ein Ausblick auf Jews in Space gezeigt wird. Wenn Brooks im Modus des forciert schlechten Geschmacks die Episode der ‚Juden im Weltraum‘ als notwendigen Bestandteil einer Fortsetzung der Weltgeschichte inszeniert, gewährt er allerdings weniger einen Blick in die Zukunft, weder der Welt- noch der Filmgeschichte, sondern schreibt sich vielmehr in eine mittlerweile schon längst etablierte Tradition ein, die Frage nach den (Über-)Lebensweisen möglicher jüdischer Sozietäten gerade im Extraterrestrischen zu verhandeln. In der Auseinandersetzung mit literarischen und nicht-literarischen Texten, mit Filmen und unterschiedlichen Theorien der Science und Political Fiction soll es im Seminar darum gehen, inwiefern es in den fiktional erschlossenen Weiten des Weltraums weitaus mehr Jüdisches gibt als Vulkanier, die ihr Gegenüber mit dem Segen der Cohanim zu grüßen pflegen.

 

Forschungskolloquium

DP Dr. Lena Kugler

BA und MA Kolloquium (Link zu Agnes) 

Das Forschungskolloquium soll Raum für die Präsentation und Diskussion der eigenen Arbeiten und Forschungsprojekte bieten. Bitte melden Sie sich bei Interesse vorab bei mir an: lena.kugler@hu-berlin.de, Sie erhalten dann auch genauere Informationen zu den einzelnen Treffen.

 

Aby Warburg: Einführung in Methode und Kulturtheorie eines Gründervaters moderner Kulturwissenschaft

Ellen Rinner (MA)

BA-Seminar (Link zu Agnes) 

Das Seminar widmet sich mit Aby Warburg einer der einflussreichsten Persönlichkeiten deutsch-jüdischer Wissenschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Mit seinem interdisziplinären, transnationalen und epochenübergreifenden Ansatz begründete er die moderne kulturwissenschaftliche Forschung und seine Arbeiten zur Wirkmacht der Bilder und zur Rolle der Erinnerung als entscheidender Kraft historischer Erkenntnis sind heute aktueller denn je. Ziel ist es, über die gemeinsame Lektüre und Besprechung ausgewählter Texte eine Einführung in Warburgs Kulturtheorie und Methode zu geben. Zugleich wird die Arbeit des Netzwerks seiner Hamburger Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg in den Kontext der kulturpolitischen Debatten des frühen 20. Jahrhunderts eingeordnet, um zu zeigen, wie Warburg mit seinen kulturwissenschaftlichen Forschungen auf den zunehmenden Antisemitismus und Nationalismus im Zuge des Ersten Weltkriegs reagierte.