Extraterritoriale europäische Kulturen
Diaspora in der europäischen Geschichte
Prof. Dr. Liliana Ruth Feierstein
BA-Begleitseminar zur VL (Link zu AGNES)
Die bloße Existenz der „non-national-nations” (Bauman) hat die Konzeption von Nation und Nationalstaat seit Jahrhunderten herausgefordert. Mit Blick auf aktuelle Debatten über Migrationsbewegungen liegt es nahe, die Geschichte der Juden, Armenier und Sinti und Roma nicht territorialen Deutungsansätzen zu überlassen, sondern sie als extraterritoriale Gruppen zu beleuchten und aus philosophischer Perspektive die Kategorien Zeit und Sprache als zentrale Dimensionen dieser Kulturen zu betrachten.
Ist es möglich, das Verständnis von Europa nicht allein geografisch zu fassen, sondern aus einer kulturellen Perspektive dieser „Anderen” zu erweitern? Kann man Europa von seinen Rändern her denken?
Das Seminar wird historische und theoretische Texte rund um den Begriff „Diaspora” enthalten. In einem zweiten Teil werden wir die inflationäre Benutzung dieses Begriffes kritisch diskutieren.
Zerstreute Wörter: Minderheiten, Grenzen, Literaturen
Prof. Dr. Liliana Ruth Feierstein
MA-Begleitseminar zur VL (Link zu AGNES)
Vom Begriff des portativen Vaterlandes (Heine) ausgehend werden wir uns im Seminar mit den Funktionen, die Sprache und Literatur – als alternative Territorien – für Minderheiten haben, beschäftigen. Mit dem Fokus auf die jüdische Erfahrung soll versucht werden, die Literatur(en) der Diaspora, d.h. die littérature mineure (Deleuze und Guattari), ihre Funktionen, inklusive der Herausforderungen der nationalen Narrative, und die westlichen Ideen von Zeit und Raum zu verstehen. Dieses Seminar soll ein Versuch sein, alternative Raumkonzeptionen, die in und durch Schrift entstehen, zu erkennen.
Hauptwerke des Seminars:
Unsettled. An Anthropology of the Jews von Melvin Konner
Journeys beyond the Pale: Yiddish Travel Writing in the Modern World von Leah Garret
Diktatur(en) und Widerstand in Lateinamerika
Prof. Dr. Liliana Ruth Feierstein
BA- und MA- Kolloquium
Prof. Dr. Liliana Ruth Feierstein
Wie Schafe zur Schlachtbank? Dimensionen jüdischen Widerstands im Nationalsozialismus
Carolin Starke (B.A.)
Widerstand von Juden_Jüdinnen ist in der Gesamtbetrachtung der Shoah ein marginalisiertes Feld. Häufig wird der appellierende Kampfspruch – „Lasst uns nicht wie Schafe zur Schlachtbank gehen“ – einer seiner bekanntesten Figuren, Abba Kovner, missinterpretiert. Diese aus dem Kontext gerissene Missinterpretation festigte den Glauben an die vermeintliche Passivität der Opfer. Die Passivitätsbeschuldigungen gehen zumeist mit Schuldvorwürfen einher, die nahelegen, »der Jude« sei an der eigenen Vernichtung schuld beziehungsweise zumindest mitschuldig. Die historischen Fakten stehen diesem Narrativ jedoch entgegen.
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