Weiterentwicklung und Durchführung der Zuchtwertschätzung für die Honigbiene

Förderkennzeichen:  NH1-1
Akronym: HB-ZWS
Beteiligte Mitarbeiter: Prof. Dr. K. Bienefeld, Dr. K. Ehrhardt
Kooperationspartner:  
Laufzeit 1993 -
Finanzierung: Brandenburg, Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, D.I.B., Landwirtschaftministerien und Zuchtverbände aus verschiedenen Europäischen Staaten.

Die Zuchtwertschätzung ist bei Honigbienen aus mehreren Gründen schwieriger als bei anderen landwirtschaftlichen Nutztieren. Kolonieeigenschaften sind bei der Honigbiene Ausdruck der gemeinsamen Aktivitäten der Königin und der Arbeiterinnen. Neuere Untersuchungen zeigten zudem noch eine negative genetische Korrelation zwischen den beiden Kasteneinflüssen. Dies muss bei der Selektion berücksichtigt werden, um den genetischen Fortschritt zu optimieren. Um das zu bewerkstelligen wurde das aktuellste in der Tierzucht verwendete Zuchtwertschätzverfahren (BLUP Animal-Model) an die Besonderheiten der Honigbiene angepasst. Bei diesem Ansatz wurden der Einfluss der Königin und der Arbeitsbienen auf die Volkeigenschaften simultan berücksichtigt und zur Berechnung des jeweiligen Zuchtwertes alle Prüfabschlüsse von verwandten Völkern, gewichtet mit dem genetischen Verwandtschaftsgrad zum jeweiligen Probanden, verwertet. Die Methode berücksichtigt simultan einflussnehmende Umwelteinflüsse, das genetische Niveau der Anpaarungspartner und der Vergleichstiere auf den Prüfständen. Die Zuchtwerte für Königinnen- und Arbeiterinneneinflüsse werden getrennt berechnet, und die Summe aus beiden ist das optimale Selektionskriterium.

Die Vorteile der Anwendung des "Animal-Model" in der Zuchtwertschätzung der Honigbiene lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  1. Der aus den Zuchtwerten für Königinnen- und Arbeiterinneneinflüsse zusammengesetzte Gesamtzuchtwert ist für jedes Merkmal das optimale Auswahlkriterium.
  2. Es wird simultan für die Umwelteinflüsse, das genetische Niveau der Anpaarungspartner und das genetische Niveau der Vergleichsvölker auf dem entsprechenden Bienenstand korrigiert.
  3. Es werden alle verfügbaren Informationen von verwandten Völkern genutzt und entsprechend ihres genetischen Abstandes zum jeweiligen Volk optimal gewichtet.
  4. Alle Zuchtwerte sind innerhalb der Population direkt vergleichbar, was eine überregionale Selektion ermöglicht.
  5. Es wird der genetische Fortschritt in der Population berücksichtigt, so dass auch ein Vergleich zwischen den Generationen möglich ist.

Das Zuchtwertschätzverfahren wird ständig verbessert, für verschiedene Rassen zur Verfügung gestellt und unter www.beebreed.eu der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Publikation:

  • Bienefeld,  K. (2005) Deutliche Erfolge nach zehn Jahren Zuchtwertschätzung. Deutsches Bienen Journal 13(6): 244-246
  • Bienefeld, K.; Ehrhardt, K., Reinhardt, F. (2007) Genetic Evaluation in the Honey Bee considering Queen and Worker Effects — A  BLUP-Animal Model Approach. Apidologie 38 (1): 77-85.
  • Bienefeld, K.; Ehrhardt, K., Reinhardt, F. (2008) Noticeable success in honey bee selection after the introduction  of genetic evaluation by BLUP American Bee Journal 148 (8): 739- 742
  • Bienefeld  K. , Erhardt K. (2011) Milestone in Bee Breeding – A Total Breeding value simplifies the Selection Decision. The Scottish Beekeeper 88(3): 78-79
  • Costa, C.; Lodesani, M.; Bienefeld, K. (2012) Differences in colony phenotypes across different origins and locations: evidence for genotype by environment interactions in the Italian honeybee (Apis mellifera ligustica)? Apidologie 43 (6), 634-642

 




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