Der wirtschaftliche Nutzen der Honigbienen
Man unterscheidet hierbei den direkten Nutzen, das sind die Produkte der Bienenhaltung, die der Imker direkt gewinnt, und den indirekten Nutzen, den die Bienen durch ihre Bestäubungsleistung bringen.
Die Produkte der Bienenhaltung
Honig
Allen Produkten voran stellt Honig das unmittelbare Ziel der Imkerei dar. Über Jahrtausende einziges Süßungsmittel, erfährt Honig schon in der Antike hohe Wertschätzung.
Honig ist dem Gesetz nach ein Lebensmittel. Darüber hinaus versucht man auf dem Gebiet der Apitherapie die medizinische Bedeutung von Honig und weiteren Bienenprodukten zu erforschen. Honig besitzt antibakterielle Eigenschaften aufgrund seiner Zusammensetzung als gesättigte Zuckerlösung, seines sauren pH-Wertes und Inhibinen (die Entwicklung von Bakterien hemmende Stoffe, z.B. Flavenoide). Um Enzyme und Inhibine zu erhalten, soll Honig zwecks Verflüssigung nicht lange über 45 °C erwärmt werden. Um den Erhalt der Naturbelassenheit des Honigs zu überprüfen, wird bei Honiguntersuchungen die Enzymaktivität, speziell Invertase, als Qualitätskriterium verwendet.
Medizinischer Honig auf der Basis von Manukahonig wird erfolgreich bei der Wundheilung eingesetzt. Dieser ist dafür allerdings speziell aufgereinigt und hat auch die notwendige Apothekenzulassung. Pollenallergikern wird der Genuss von Honig aus der Region empfohlen. Möglicherweise können die geringen Mengen heimischer Pollens desensibilisierend wirken.
Je nach Trachtherkunft kann die Honigfarbe von wasserklar (z.B. Robinienhonig) oder fast weiß (z.B. Rapshonig) bis fast schwarz (z.B. Waldhonig) variieren und der Geschmack von mild bis sehr herb. Auch der Zeitpunkt der Kristallisation ist herkunftsbedingt. Die botanische und geografische Herkunft eines Honigs wird mittels mikroskopischer Pollenanalyse bestimmt. Wenngleich in unterschiedlichen Mengen findet man bei dieser Methode im Honigsediment die Pollen der Pflanzen wieder, von denen die Bienen den Nektar gesammelt haben. Auch Anteile von Honigtau, das sind die von Bienen gesammelten Ausscheidungen von Pflanzensaugern, werden an charakteristischen Sedimentmerkmalen erkannt. Für eine Sortenangabe auf dem Honiggals müssen allerdings auch die chemisch-physikalischen und organoleptischen Merkmale des Honigs trachttypisch sein (siehe Qualitätsuntersuchung). Der durchschnittliche Honigertrag liegt in Deutschland bei ca. 25 kg je Volk und Jahr.
Wachs
Wachs wird in den Wachsdrüsen von Arbeitsbienen produziert und ist das Material des Wabenbaues. Hauptbestandteil dieses Gemisches verschiedener Substanzen ist ein Palmitinsäureester des Myrizilalkohols. Das spezifische Gewicht beträgt 0,96, der Schmelzpunkt liegt bei 64 °C. Es ist unverdaulich, außer für die Larven der Wachsmotten. Chemisch wenig angreifbar, ist es in Benzin und Terpentinöl löslich. Wachs wird durch Ausschmelzen von Waben gewonnen. Von den Bienen frisch produziertes Wachs ist weiß, durch die Einlagerung von Pollen und die Entwicklung der Bienenlarven in den Zellen ist ausgeschmolzenes Wachs gelb bis braun .
Wachs wurde schon im Altertum intensiv genutzt. So wurden in Wachs- oder in wachsüberzogene Holztafeln Schriftzeichen geritzt. Wachs diente zum Versiegeln von Briefen und Flaschen. Sehr hohen Bedarf an Kerzen hatten Kirchen und Klöster, so dass die Imker zu Wachsabgaben verpflichtet waren. Bis in die heutige Zeit ist Bienenwachs gefragt für wertvolle, duftende Kerzen sowie für Figuren, die in vielfältige Formen gegossen werden. Trotz zahlreicher Ersatzstoffe findet Bienenwachs nach wie vor in verschiedenen Industriezweigen, z. B. der Pharmazie, Lebensmittelindustrie und Kosmetik Verwendung.
Bienengift
Es wird in der Giftdrüse der Biene erzeugt und ist eine wasserklare Flüssigkeit. Hauptwirkstoffe sind Proteine. Es wird auf elektrischem Wege mit Hilfe von Geräten gewonnen, durch welche die Bienen zum Stechen veranlasst werden. Bienengift ist ein anerkanntes Arzneimittel und wird u.a. in der Rheumatherapie eingesetzt.
Pollen
Blütenstaub wird von den Bienen in Form von kleinen Ballen, den "Höschen" an den Hinterbeinen in den Stock transportiert. Es ist die Eiweißnahrung des Bienenvolkes. Je nach pflanzlicher Herkunft können Pollenhöschen verschiedenartig von hellgrau, gelb, rot, grün, blau bis schwarzgrau gefärbt sein. Die Gewinnung von Pollen wird an den Fluglöchern mit Hilfe von Pollenfallen vorgenommen. Den heimkehrenden Sammlerinnen werden die Pollenladungen dabei abgestreift.
Weiselfuttersaft (Gelee Royal)
Er ist ein Drüsenprodukt der Ammenbienen und dient der Königin sowie den jüngsten Arbeiterinnenlarven als Nahrung. Der weißliche, cremige, säuerlich schmeckende Weiselfuttersaft wird durch Absaugen aus den Zellen junger Königinnenlarven - in manchen Ländern in industriemäßig großem Umfang - gewonnen. Der Futtersaft von etwa 5 Weiselzellen ergibt 1 Gramm.
Gelee Royal findet Anwendung in der Apitherapie und wird auch in der Industrie bei kosmetischen Produkten eingesetzt.
Propolis
Propolis oder Kittharz ist durch die Bienen von Blütenknospen gesammeltes Baumharz und wie Pollen in den Körbchen der Hinterbeine eingetragen. Es dient im Bienenstock zum Verkitten, Abdichten, Isolieren und Konservieren. Kittharz wirkt wie die meisten Bienenprodukte antimikrobiell und wird ebenfalls in der Apitherapie eingesetzt. Die bei Stockwärme klebrige Masse wird nach Abkühlen hart. Die Gewinnung erfolgt durch Abkratzen von Rähmchen und Beutenteilen, in größerem Umfang auch mit Hilfe von eigens zum Verkitten ins Bienenvolk verbrachten Vorrichtungen.
!!!Bienenprodukte (besonders bei Pollen, Propolis und Bienengift) können allergische Reaktionen hervorrufen. Das sollte vor der Verwendung getestet werden.!!!
Die Bestäubungsleistung der Bienen
Der indirekte Nutzen der Honigbienen besteht in der Übertragung des Blütenstaubes durch die Nektar- und Pollensammeltätigkeit bei den insektenbestäubten Pflanzen. Dazu gehören nicht nur zahlreiche Nutzpflanzen der Landwirtschaft und des Gartenbaues, z. B. Ölfrucht- und Futterpflanzen sowie Obstgewächse, Zier-, Heil- und Gewürzpflanzen sowie viele Gehölze, sondern ein Großteil von Wildpflanzen in Feld, Wald und Wiese. Der indirekte Nutzen der Bienen ist um ein Vielfaches höher als ihre direkten Leistungen. Der Bestäubungsnutzen der Honigbienen wurde durch den Lehrer Christian Conrad Sprengel erkannt. In seinem 1793 veröffentlichten Buch "Das entdeckte Geheimnis der Natur bei der Befruchtung der Blumen" forderte Sprengel deshalb, dass "der Staat ein stehendes Heer von Bienen" haben müsste. Die Erkenntnisse Sprengels wurden erst viel später bestätigt und anerkannt (z. B. durch Darwin 1860).
Unter den zahlreichen Insekten sind vor allem die Bienen- und Hummelarten (Apidae) als Blütenbestäuber wirksam, denn sie besitzen dichtes, gefiedertes Chitinhaar und sind auf die Ernährung durch Nektar und Pollen angewiesen. Die Bestäubungstätigkeit der Wildbienen ist jedoch umweltbedingt (intensive Bodenbearbeitung, im Fruchtwechsel weit auseinander liegende Schläge, Pflanzenschutzmittel, Jahreszeit, Klima und Jahreswitterung) unzuverlässig und oft unzureichend.
Die Honigbiene besitzt gegenüber den Wildbienen als Bestäuber folgende Vorteile:
- Überwinterung als ganze Völker (im Frühjahr zahlreiche Individuen vorhanden)
- Winterbevorratung (verbunden mit besonders hohem Sammeleifer während der Vegetationsperiode)
- "Sprache", deshalb schnelle gegenseitige Information und Einsatzfähigkeit
- Hohe Anpassungsfähigkeit an verschiedenste Blütenformen - Verfügbarkeit in praktisch beliebiger Anzahl
- Gute Transportfähigkeit
Die Konsequenz ist der vertragliche Bestäubungseinsatz von Bienenvölkern, zumal sich das Wandern mit den Bienenvölkern in manche Kulturen allein wegen des Honigertrages nicht lohnt. Das trifft zu für Obstgewächse und den Samenbau einiger Ölfrucht- und Futterpflanzen. Heute werden weltweit Bienenvölker zur Blütenbestäubung "gemietet", so nahezu überall bei Obst, in skandinavischen Ländern für den Rotkleesamenbau und in Amerika zur Saatguterzeugung von Luzerne. Für manche Imker z. B. in Kanada ist der Bestäubungsdienst im Vergleich zu Honig die Haupteinnahmequelle. Wenngleich der Bestäubungsnutzen der Honigbienen vielfach nicht anerkannt und vergütet wird, so sollte der Imker Wanderungen in Kulturen stets Vereinbarungen mit den Landwirten treffen, z. B. über Transporthilfe, günstige Aufstellungsplätze und Termine der Anwendung von Insektiziden.